So schnell, wie neue AI Startups aus dem Boden sprießen, ändert sich auch die Meinung von Sam Altman. Erst drohte er den Rückzug mit OpenAI und ChatGPT aus der EU an, jetzt rudert er zurück. Wir erklären, was Sache ist.
EU-Rückzug von OpenAI: Was ist passiert?
Es kursierte als große Schlagzeile über alle Mainstream Medien: ChatGPT oder OpenAI könnte die EU von ihren Angeboten ausschließen. Kein ChatGPT mehr für deutsche Abiturklausuren oder hunderttausende Menschen, denen die GPT-Modelle gerade viel Arbeit abnehmen – so könnte man denken. Stimmt das wirklich?
Zunächst ist Sam Altman nicht generell gegen eine Regulierung von KI-Technologien. Er sagte explizit, dass er dafür offen sei. Sie würden versuchen, alle Vorgaben zu erfüllen.
Nun fügte er allerdings auch hinzu, dass sie den Betrieb einstellen werden, sollten sie diese Auflagen nicht erfüllen können.
Seine Aussage, möglicherweise verstehbar als Drohung, ist also sehr vage. Sie macht aber klar: Gerne versuchen wir es. Aber wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht.
Schnell wird klar: Altman besitzt das Selbstvertrauen, um der EU den Takt vorgeben zu wollen. Denn auch er weiß: Um die neuen Möglichkeiten durch LLM und womöglich auch die GPT-Modelle kommt keine Wirtschaftsnation einfach so herum. Insofern soll man sich auch nach den Technologieführern richten.

Aktueller Stand: So steht OpenAI aktuell zur EU und der AI-Regulierung in der EU
Worauf kann man sich nun also verlassen? Um zu ergründen, wie es nun wirklich um OpenAI und die EU steht, sollten wir einen Blick auf die Machtverhältnisse der Parteien werfen. Schließlich handelt es sich hier um Politik.
Wie sehr braucht OpenAI die EU?
Ein Unternehmen wie OpenAI lebt geradezu von der Marktdurchdringung: Datenbasierte Geschäftsmodelle sind schließlich etwas, wo sich nur wenig Wettbewerber durchsetzen können, alle anderen müssen um ihr Überleben kämpfen. Anders als bei einer Eisdiele, der völlig egal sein kann, ob es in der nächsten Stadt auch eine Eisdiele gibt, geht es bei AI-Unternehmen oft um die Marktdominanz. Denn damit lassen sich bessere Produkte entwickeln, basierend auf besseren Algorithmen, basierend auf mehr oder besseren Daten.
Insofern wäre es sehr überheblich, an Altmans Stelle zu denken, man schließt die gesamte EU kurzerhand aus. Sicher sind die USA ein Markt, der groß genug ist. Hier geht es aber nicht um das „genug“, sondern um die Vorreiterposition.
Wir halten fest: Sam Altman „braucht“ auch EU-Nutzer. Es wäre ein unerwarteter Schritt, sich mit einem Schlag von knapp 450 Millionen Menschen (Größe der EU) zu verabschieden.
Schauen wir uns nun die andere Seite an.
Wie sehr braucht die EU das Unternehmen OpenAI?
Die Augen vor KI-Technologien und den Riesen wie OpenAI zu verschließen, ist im Jahr 2023 kaum möglich. Zu groß sind die praktischen Zeitersparnisse im Alltag durch Dinge, die selbst ChatGPT als generalistischer Bot erledigen kann.
Insofern wäre es fatal, den aktuell größten Player um die Technologie von der EU auszuschließen. Zweifelsfrei gibt es andere Player, aber was für ein Signal wäre das. Möchten andere Player sich dann noch an den EU-Markt wagen? Suchen EU-Player vielleicht sogar ihr Glück in anderen Regionen wie den USA oder in Asien? Lässt sich eine Größe wie OpenAI mit ihrer Marktdominanz noch ignorieren oder ausschließen?
Wir halten fest: Die EU möchte beim Zukunftsthema KI nicht alle Karten verspielen. Sie „braucht“ OpenAI auch ein wenig.

Eine Taktik wie Elon Musk? So setzt sich Altman gegen die EU durch
Die aktuelle Diskussion rund um OpenAI und die EU erinnert ein wenig an das Tesla-Werk in Brandenburg und die hitzigen Diskussionen mit Elon Musk. Er fuhr in diesem Fall auch die Strategie, seine Machtposition klar auf den Tisch zu bringen, als er die zwei Optionen bat: Viele neue Arbeitsplätze und ein Teil vom E-Auto sein oder das Projekt nicht genehmigen und damit diese vielen Arbeitsplätze in einer fast einsatzfähigen Fabrik nicht schaffen? Letztendlich gingen alle Genehmigungen viel schneller durch, als man es von den zuständigen Behörden gewohnt ist.
Sam Altman scheint hier ähnlich zu spielen: Entweder wir einigen uns und machen das gemeinsam, oder nicht. So könnte man es interpretieren.
Fazit: Mit OpenAI oder ohne OpenAI in der EU?
Unsere Meinung: Auch Sam Altman weiß sehr wohl über seine Verhandlungsstärke. Unsere Vermutung: OpenAI wird sich nicht so schnell komplett aus der EU zurückziehen. Viel mehr geht es um ein Signal, mit der KI-Regulierung nicht zu viele Einschränkungen zu schaffen, die den technischen Fortschritt hindern.
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